Abschnitt 1 Bend nach Christmas Valley – Oregon Desert Trail

Tag 1:Tumulus Trailhead (Badlands Wilderness) bis Meile 20.6

Heute morgen um 8.30 Uhr holt uns Renee, die Koordinatorin des Oregon Desert Trails (ODT) höchstpersönlich, in Bend ab und bringt uns zum Trailhead am Rande der Badlands Wilderness. Während der Fahrt hat sie viele spannende Geschichten und Infos zu erzählen, die wir dankbar aufsaugen. Eine Stunde später stehen wir am Tumulus Trailhead, denn einen als ODT ausgezeichneten Trailhead gibt es nicht. Und auch sonst wird es keinen Trailmarker geben. Nach ein paar Startfotos verabschieden wir uns von Renee und machen uns auf zu unserem neuen Abenteuer: rund 1.200 Kilometer mit einem etwa 30-prozentigen Anteil an weglosem Gelände liegen vor uns.

Das führt uns auf den ersten gut 14 Kilometern durch die Badlands Wilderness, die super staubig und sandig ist. Hier wandert man durch die uralte Asche von Mount Mazama, der vor rund 7.700 Jahren Ausbrach und Crater Lake schuf. Es ist warm und wir schwitzen gut. An unserem Pausenspot nahe des Highways warten zwei Gallonen (3,6 Liter) Wasser auf uns, die wir hier am Vortag versteckt haben. Nach einer Abkühlung mit Snack geht es weiter. Ab hier eine kurze Strecke querfeldein, denn so ist der Trail aufgebaut.

Schwitzend und schnaufend arbeiten wir uns zum Horse Ridge hoch, wo uns eine fantastische Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Cascades in Staunen versetzt. Unter einer Baumgruppe, die mal nicht von getrockneten Kuhfladen übersäht ist, machen wir eine weitere Rast, bevor es zum nächsten Wassercache weitergeht. Der Ausblick ist wunderschön, es geht bergab und wir haben sogar streckenweise einen richtigen Trail unter den Füßen. Am Wassercache holen wir unsere unter einem Mini-Wacholder versteckten Gallonen und mein Bier und machen uns auf die Suche nach einen Platz für die Nacht.

Gar nicht so leicht, denn hier sind wir von einem Meer aus Wüstenbeifuß umgeben und alles ist erneut super sandig und staubig. Aber nach gut 32 Kilometern sind wir durch und freunden uns mit einem akzeptablen Plätzchen im Dreck an.

Tag 2: Meile 20.6 nach Sand Springs über Pine Mountain

Das schöne an einem kurzen Trail ist, dass man einigermaßen ausschlafen kann. Zumindest, wenn man überhaupt eine Mütze Schlaf bekommt. In der Nacht war es jedoch windig genug, dass unsere Zelte ordentlich rappelten und wir immer wieder aufwachten. Um 5.45 Uhr mache ich ein Foto vom herrlichen Sonnenaufgang und wir packen zusammen.

Es geht hoch zum Pine Mountain, wo am Observatorium eine Gallone Wasser für jeden von uns wartet. Dort hinauf ist es jedoch ein ordentliches Stück und der Anstieg super steil. Fast am Gipfel flacht der Weg etwas ab und wir gönnen uns am Observatorium eine ausgedehnte Mittagspause und verteilen allerlei Sachen zum Lüften um uns herum. Außer uns ist niemand da. Nur die Webcam, über die uns meine bessere Hälfte eine Weile beobachten kann. Auf dem sandigen Abstieg haben wir grandiose Ausblicke und uns begegnen die ersten Menschen: auf Dirt Bikes, Quads und ATVs. Leider möchte keiner davon unsere leeren Gallonen mitnehmen, die am Rucksack schon ein wenig nerven.

Nach ein wenig Hin- und Herkalkulieren beschließen wir, den Tag an der Sand Springs und damit rund fünf Kilometer vor dem geplanten Ziel zu beenden. Wir können es uns leisten und ein paar mehr Stunden ausspannen tun uns nach der Nacht gut. An der Sand Springs angekommen, erwartet uns ein grüngelblicher Teich mit zahlreichen Kaulquappen: unsere Wasserquelle für die nun folgenden 50 Kilometer ohne Wasser. Aber darüber machen wir uns morgen Gedanken.

Tag 3: Sand Springs nach Squaw Ridge WSA

Eine ungeplant lange Etappe liegt vor uns. Wir beginnen den Tag mit der Entscheidung, keine 6 Liter Kaulquappen-Wasser von Sand Springs zu schleppen, sondern eine alternative Quelle rund 2,4 Kilometer abseits des Oregon Desert Trails anzusteuern. Wir starten mit 3,5 Litern Wasser, sind aber erst gegen 8.30 Uhr auf dem Trail, denn Amazons Wasserfilter ist über Nacht eingefroren und somit super langsam.

Der Weg verläuft erstmal vorwiegend flach und wir unternehmen eine kleine Rundtour über den Plot Butte mit tollem Panorama und faszinierend rotem Lavagestein. Der ODT führt uns heute fast ausschließlich über Hinterlandstraßen. Ein paar Off-roader sind so nett und nehmen uns unsere leeren Wassergallonen ab, die wir mit uns tragen. 

Ein Stück weiter eröffnet sich ein Spektakel, dass man nicht so oft erlebt: Über uns leuchtet ein kleiner Regenbogen und darüber ein massiver Halo-Effekt um die Sonne. Wir verbringen einige Minuten damit, dieses Schauspiel zu bestaunen, das uns noch eine Weile begleiten wird. Bevor wir unsere alternative und durchaus längere Route zum erwähnten Trog/Brunnen einschlagen, machen wir uns auf die Suche nach einem als unzuverlässig eingeschätztem Trog. Der hat zwar – wie wir feststellen – Wasser, aber durchaus unappetitlich, sodass wir verzichten und die lange Alternative antreten.

Die zuverlässige Wasserquelle besteht aus zwei Trögen. Als Amazon sich denen nähert, springt sie auf einmal erschrocken und schreiend zurück:

„What is that?“

Zwischen den beiden Trögen sitzt ein aufgebrachter Dachs und faucht uns an. Nach einigem Hin und Her und weiterem erfolglosen Fauchen ist es ihm zu bunt und er verschwindet mit wackelndem Hinterm in den niedrigen Büschen. 

Mit glasklarem Wasser in den Flaschen verlassen wir den aufregenden Ort und machen uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Mal wieder eine Herausforderung, denn überall wächst Sagebrush, liegen Lavafelsen und Kuhkacke. Nach 36 Kilometern geben wir die Suche nach dem perfekten Platz auf und stellen unsere Zelte an den Stellen des kleinsten Übels auf.

Tag 4: Squaw Ridge WSA zur Four Craters WSA

Eis hat sich in der Nacht über unsere Zelte gelegt. Und unsere Wasserflaschen sind komplett durchgefroren. Auch die Sonne lässt sich heute etwas mehr Zeit, sich blicken zu lassen und so fällt uns das Aufstehen um 6.30 Uhr nicht gerade leicht. In Shorts, aber mit Handschuhen machen wir uns auf die Socken zu unserem nächsten Wassercache. Amazon will dahin durchziehen, aber ich überzeuge sie nach 14 Kilometern doch zu einer Mini-Pause. 

Kurz darauf sehen wir unser erstes Pronghorn (das Symbol des Oregon Desert Trails) in Ferne durch die Büsche hüpfen. Nach 18 Kilometern erreichen wir endlich die vier von uns versteckten Wassergallonen und stellen zum Trocknen unsere Zelte auf, die noch von der Kondensation der Nacht nass sind. Und weil es kühl, windig und teilweise wolkig ist, nutzen wir diese gleich für ein Nickerchen. 

Nach rund anderthalb Stunden geht es weiter. Da wir heute nach dem langen Tag gestern beide darauf verzichten können, einen Berg (Green Mountain) zu besteigen, bestaunen wir ihn nur aus der Ferne und nehmen einen alternativen Weg. Der bringt uns zum Fuße des nördlichsten der vier Krater der Four Craters Wilderness Study Area. Fast beenden wir hier den Tag, aber so ganz sind wir von dem Platz nicht überzeugt. Also trotten wir noch ein Stück weiter und finden einen schönen Ort gleich am Lavafeld, in dem ich dank des frühen Feierabends noch ein bisschen herumklettere. Morgen geht es in die Ortschaft Christmas Valley und zum ersten Pausentag.

Tag 5: Four Craters WSA nach Christmas Valley über Crack-in-the-Ground

Heute ist der erste Town Day entlang des Oregon Desert Trails! Es geht nach Christmas Valley.🎄 Aber vorher wartet auf uns noch eine geologische Besonderheit, die einer der Gründe war, warum wir uns für die alternative Route entschieden haben, die direkt in die Kleinstadt führt: der Crack-in-the-Ground. Ein schmaler Weg führt durch eine ebenso schmale Felsschlucht, die mich ein wenig an das Elbsandsteingebirge erinnert. Kurze Kletterpassagen inklusive. 

Wir haben diesen natürlichen Spielplatz ganz für uns allein. Nun gut, es ist Montag und erst 8 Uhr morgens. Wir genießen die Ruhe und bestaunen die durch vulkanische Aktivität und Erosion geformten Wände, dann machen wir uns über eine lange nicht mehr bereiste sandige Straße auf den Weg nach Christmas Valley.

Das letzte Stück zieht sich endlos, denn es geht auf einer breiten Schotterstraße weiter und immer nur geradeaus. Kilometer für Kilometer. Kennen wir schon aus Florida, aber wenn die „Stadt“ winkt, möchte man einfach nur noch ankommen. Um kurz vor 12 rollen wir in Christmas Valley ein und dürfen sogar schon in unser Zimmer im Desert Inn einchecken. Danach dackeln wir direkt zur Tankstelle, wo wir Milch, kalte Getränke, Bier und für mich eine riesige Pizza einpacken. Morgen ist Zero Day: also keine Trail-Meilen zu schrubben. Die Füße, aufgeriebenen Oberschenkel und sonnengeplagte Haut werden es uns danken (vor allem, da ich vor zwei Tagen meine Sonnencreme verloren habe…).

Weiter zu Abschnitt 2: Christmas Valley nach Paisley

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